Auch bei der besten Instandhaltung wird es immer mal wieder zu Störungen kommen. Wie viele Störungen wir haben möchten können wir zu einem guten Teil selbst bestimmen. Dies klingt sicherlich zuerst einmal eigenartig, denn wer wird schon gerne gestört und entscheidet sich aktiv für viele Zwischenfälle? Doch keine Störungen an unserem Maschinenpark zu haben hat seinen Preis: Einen erhöhten Aufwand bei der vorbeugenden Instandhaltung. Und so konnten wir in den verschiedensten Projekten der letzten Jahre auch eine Vielzahl unterschiedlicher Störungsstrategien sehen.
Störungsvermeidung
Am intuitivsten ist sicherlich der Wunsch keinerlei ungeplante Ausfälle zu haben. Dies wird weniger über das Störungsmanagement gesteuert als viel mehr über die vorbeugende Instandhaltung. Hier müssen dann Wartungsintervalle so definiert werden, dass man die Maschine immer in eine geplante Revision führt so bald das geringste Ausfallrisiko anfallen würde. Man tauscht damit ein Maschinenteil aber oftmals auch "zu früh" aus und erkauft sich somit die absolute Produktionssicherheit über höhere Wartungskosten (zu diversen Wartungsstrategien finden Sie in unserem Blog einen eigenen Artikel). Gerade in hochtechnisierten Industriebetrieben kann Produktionssicherheit ein wichtiger Teil des Unternehmensmodells darstellen. Die Lieferketten in der Automobilindustrie sind so eng abgestimmt, dass selbst minimale Lieferverzögerungen aufgrund von Störungen von den Kunden nicht akzeptiert würden. Deshalb ist die Produktionssicherheit ein wichtiger Bestandteil von (Kunden-)Audits. Ein anders Beispiel wäre die Papierindustrie, die auf sehr teuren Produktionsanlagen mit konstanter Qualität und sehr niedrigen Gewinnmarchen herstellt. Hier kann die volle Auslastung der Maschinen den Unterschied zwischen einem rentablen, gut aufgestellten Unternehmen und einem Jahresverlust ausmachen! Darum sind es gerade solche Betriebe die Ausfallquoten von maximal 1% zulassen (Wir haben Kunden mit über 99,5 % Produktionssicherheit im Jahr!).
Zusammenfassung Störungsvermeidung:
Ziel: Keine Ausfälle
Vorteil: Fast 100% Produktionssicherheit
Nachteil: Höherer Wartungsaufwand
Ausfall
Beide Beispiele kamen aus einem Umfeld, in dem die Anlagen, die wir unterhalten zum einen sehr teuer in der Anschaffung sind und zum anderen unmittelbaren Einfluss auf die Zufriedenheit unserer Zielgruppe hat. Auf der anderen Seite können wir aber auch relativ günstige Anlagen haben. In diesem Fall ist es wichtig abzuwägen, wie viel die Wartung der Anlage kostet, welche Neuanschaffungskosten bei deren Totalausfall auf uns zukommen und natürlich welche Kosten der Ausfall selbst mit sich bringt. Gerade bei Anlagen, die nicht direkt an unserer Wertschöpfung beteiligt sind, sind Ausfälle oftmals nicht so dramatisch. Sind die Ausfallkosten jedoch hoch, so empfiehlt sich keine Störungsstrategie, die auf Störung fährt. Gerade günstige Anlagen können wir dann oftmals doppelt anschaffen und bestenfalls redundant betreiben. So kann der Maschinenausfall sofort aufgefangen werden und die Störung anschliessend in aller Ruhe behoben werden. Ein klassisches Beispiel wären hier Pumpen in einer grösseren Badanlage. Ein Maschinenstopp bei voller Besucherzahl wäre fatal, jedoch sind die Pumpen meist mehrfach vorhanden und können sich gegenseitig ersetzen. Die theoretischen Ausfallkosten können wir dann vernachlässigen. Ist ein solcher Betrieb möglich, kann eine Störungsstrategie auf Ausfall auch ökonomisch sinnvoll werden. Denn wenn wir einfach mal annehmen, dass die Kosten einer Anlagenprüfung bereits ein Drittel des Anlagenpreises ausmachen, so könnten wir ja in diesem hypothetischen Beispiel bereits nach drei Wartungszyklen eine komplett neue Pumpe in Betrieb nehmen!
Zusammenfassung Störungsstrategie auf Ausfall:
Ziel: Niedrige Wartungsaufwand
Vorteil: Wenig Planung nötig
Nachteil: Redundanzbetrieb notwendig / Nur für spezielle Anlagen sinnvoll
Strategiemix:
Dies waren in aller Kürze die beiden Extreme die wir in der Störungsstrategie vorfinden. In den allermeisten Fällen werden wir jedoch einen Mittelweg anstreben oder zumindest einen Strategiemix haben. Beim Mittelweg versuchen wir die Wartungskosten und die der Störungen auf einen optimalen Punkt einzupendeln. Von einem Strategiemix sprechen wir, wenn für bestimmte Anlagengruppen unterschiedliche Strategien angewendet werden. So können wir zum Beispiel versuchen bei unseren teuren Hauptproduktionsanlagen keine ungeplanten Stillstände zu haben, während wir bei Anlagen mit niedriger Priorisierung mehr Ausfälle in Kauf nehmen. Wie und nach welchen Kriterien man dies für sich und seinen Betrieb am besten festlegt, werden wir in einem gesonderten Beitrag besprechen (Konzepte der "Total Produktiv Maintenance -TPM"). Im nächsten Kapitel schauen wir uns dann mal etwas konkreter die Abläufe von Störungen an und versuchen Methoden zu finden damit Sie weg "von Feuerwehrübungen hin zur geplanten Störungsbehebung" kommen!
Wenn Sie mehr über dieses Thema erfahren möchten kontaktieren sie uns!
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